Die Bahnhöfe der Zayatalbahn

Zwischen Mistelbach Lokalbahn und Hohenau befanden sich seit Eröffnung der Strecke im Jahr 1906 bis zur Einstellung, 109 Jahre später, durchwegs sieben Bahnhöfe und Haltestellen. Diese seien nachstehend kurz vorgestellt.

Mistelbach Lokalbahn

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde im Weinviertel von den Niederösterreichischen Landesbahnen ein dichtes Lokalbahnnetz errichtet. Erstens um den steigenden Mobilitätsbedürfnis nachzukommen und zweitens, um die Versorgung der wachsenden Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit landwirtschaftlichen Gütern aus der unmittelbaren Umgebung sicherstellen zu können. Geographisches und betriebliches Zentrum dieser Bahnen war Mistelbach Lokalbahn.

Der Bahnhof wurde 1906 im Zuge der Errichtung der Strecken Ernstbrunn – Mistelbach Lb – Hohenau sowie Gaunersdorf (heute Gaweinstal) – Mistelbach Lb. eröffnet.

Das Bahnhofsgebäude wurde – wie alle an der Strecke befindlichen Aufnahmegebäude – im Stil der NÖ Landesbahnen errichtet, bestand ursprünglich lediglich aus dem westlichen sowie dem niedrigeren Mitteltrakt und wurde noch vor dem Ersten Weltkrieg um den östlichen Trakt erweitert. In den frühen 1990er-Jahren erfuhr es eine Modernisierung der Fassade und präsentiert sich in diesem Bild auch heute noch so.

Die Gleisanlagen sind recht umfangreich, was die einstige Bedeutung des Bahnhofes, die seit der Einstellung des Personenverkehrs auf sämtlichen, von Mistelbach Lb ausgehenden Lokalbahnen, am 28. Mai 1988 rückläufig ist, unterstreicht. 

Zur Laaer Ostbahn, die gut 200 m nördlich über einen eigenen Bahnhof verfügt, der 1870 von der damaligen Staatseisenbahn Gesellschaft (StEG) als Linie Wien – Laa – Brünn eröffnet wurde und wo heute die Schnellbahn nach Wien bzw. Laa an der Thaya verkehrt, existiert ein Verbindungsgleis.

Wilfersdorf-Hobersdorf

Der erste Bahnhof an der Stecke durch das Zayatal ist Wilfersdorf-Hobersdorf. Das Gebäude stammt aus der Bauzeit der Strecke, also aus 1906 und ist im Stil der NÖ Landesbahnen gehalten und wurde noch zu ÖBB-Zeiten, also vor 2015 an die Marktgemeinde Wilfersdorf verkauft, die es als Jugendtreff nützt. Vor kurzem wurde das Dach erneuert. Es ist zudem geplant, Schritt für Schritt das gesamte Gebäude äußerlich gefällig zu renovieren.

Abgerissen wurden – wie bei allen Bahnhöfen an der Strecke – sowohl die in einem eigenen Gebäude untergebrachten WC-Anlagen sowie der Magazinschuppen mit Verladerampe.

Die Gleisanlagen bestehen aus dem Streckengleis, einem Ladegleis sowie einem kurzen Stumpfgleis östlich des Bahnhofsgebäudes. Dominiert wird das Ensemble vom Areal des Raiffeisen-Lagerhauses, das bis zur Einstellung ein verlässlicher Kunde der Bahn war und künftig auch wieder sein soll.

Bullendorf

Die zweite Haltestelle ist Bullendorf, eine Katastralgemeinde der Marktgemeinde Wilfersdorf. Bullendorf verfügte bis Mitte der 1980er-Jahre über ein Haltestellengebäude, welches zu besagter Zeit mangels Bedarf abgerissen und durch eine Gartenhütte (!) ersetzt wurde, die allerdings ebenfalls längst verschwunden ist.

Die Halte- bzw. spätere Ladestelle verfügte neben dem Strecken- auch über ein Ladegleis, das mit dem Hauptgleis über zwei Weichen verbunden war, sodass ein Stürzen der Züge möglich war. Der Verein Neue Landesbahn machte 2011 bei einer Christkindl-Fahrt einmal davon Gebrauch.

Ebersdorf

Kurz vor der Bezirksgrenze zum Bezirk Gänserndorf folgt noch die Haltestelle Ebersdorf. In den 1980er-Jahren wurde hier eine Betonhütte mit Wellblechdach errichtet, welche aufgrund von Einsturzgefahr (!) um 2014 herum abgerissen wurde, sodass bis auf den noch vorhandenen Bahnsteig nichts mehr an die Haltestelle erinnert. 

Es existiert lediglich das Streckengleis.

Interessant sind die Gleisanlagen in einem Zimmereibetrieb neben der Haltestelle, die zum Transport von Brettern von und zu einer Säge immer noch genutzt werden.

Prinzendorf-Rannersdorf

Nach Durchfahren der idyllischen Zaya-Au wird der Bahnhof Prinzendorf-Rannersdorf erreicht, dessen westlicher Weichenkopf in einem leichten Linksbogen situiert ist.

Das Bahnhofsgebäude stammt zu einem Teil aus der Bauzeit der Strecke, wurde allerdings bald danach um den östlichen Teil erweitert.

Der Bahnhof war in den letzten Jahren an einen Installationsbetrieb als Lagerraum vermietet und soll aufgrund der etwa mittig der Strecke befindlichen Lage des Bahnhofes als „Bahnmeisterei“, also als Infrastruktur-Stützpunkt ausgebaut bzw. genutzt werden, zudem wird er der Gemeinde Hauskirchen-Prinzendorf für Repräsentationszwecke (Weinbauverein etc.) im Zuge eines allfälligen Tourismusbahn-Konzeptes angeboten.

Der Bahnhof verfügt über ein Haupt-, zwei Nebengleise sowie über ein Stumpfgleis. Letzteres führt zum ehem. Raiffeisen-Lagerhaus und dient heute der Abstellung der Instandhaltungs-fahrzeuge der Zayatalbahn GmbH.

Hauskirchen

Etwa 4 km weiter östlich liegt die ehemalige Halte- und Ladestelle Hauskirchen.

Das Bahnhofsgebäude ist noch existent, wurde jedoch vor wenigen Jahren privat verkauft. Der ehemalige Warteraum ist noch erhalten und auch noch als solcher erkennbar, als wäre eben erst der letzte planmäßige Zug abgefahren.

Das Ladegleis wurde in den 1990er-Jahren mangels Bedarf abgerissen. 

Von einer ehemaligen Feldbahn zu einer im Zweiten Weltkrieg errichteten Benzin-Destillerie, gut einen Kilometer nordwestlich der Haltestelle ist nichts mehr zu sehen.

Neusiedl-Sankt Ulrich

Der Bahnhof der Marktgemeinde Neusiedl an der Zaya liegt weit Außerhalb des Ortskerns.

Dennoch hatte er ab den 1930er-Jahren große Bedeutung, wurden doch hier in der Umgebung die ersten Erdölfunde auf österreichischem Gebiet gemacht und entsprechend Öl auf der Bahn transportiert.

Das Bahnhofsgebäude stammt aus der Gründerzeit der Bahn und wurde, nicht zuletzt über Vermittlung durch den Verein Neue Landesbahn zu Beginn der 2010er-Jahre, an die Gemeinde verkauft, die über den Verein „Dorfkreis“ eine Wiederbelebung des Ensembles anstrebt.

Neben dem Streckengleis existiert noch ein Ladegleis, welches mit Ersterem mit zwei Weichen angebunden ist. Ein zweites Ladegleis, nämlich jenes mit den Erdöl-Füllstutzen, wurde mangels Bedarf in den 1990er-Jahren abgerissen. Das Schotterbett dieses Gleises ist derzeit noch erkennbar.

Nichts mehr erinnert hingegen an den bis in die 1960er-Jahre, insbesondere für Reparationszahlungen an die UdSSR genutzten Erdölverladebahnhof zwischen Neusiedl-St.Ulrich und Dobermannsdorf, für den eigens eine Dampflok (ex Bayrische 792) samt Ersatzmaschine gleicher Bauart ihren Dienst versah, ehe 1963 der letzte Reparationszug verabschiedet wurde. Kurz danach wurde der Bahnhof abgerissen.

Dobermannsdorf

Der letzte und wohl bedeutendste Bahnhof vor Hohenau ist Dobermannsdorf.

 

Hier zweigten bis zum 28. Mai 1988 zwei Bahnlinien von jener nach Hohenau ab, nämlich die Stammersdorfer Lokalbahn nach Süden sowie die Linie nach Poysdorf (bis 1977 nach Enzersdorf bei Staatz) ab. Letztere blieb noch bis Juni 2001 für den Güterverkehr bestehen, beide sind inzwischen seit Jahren abgetragen. Bis zu Beginn der 1960er-Jahre verfügte Dobermannsdorf auch noch über eine Lokstelle, die zum Schluss lediglich für die Bedienung des Erdölverladebahnhofes in Betrieb war. Das Gebäude existiert im Gegensatz zum vor wenigen Jahren abgerissenen Bahnmeister-Werkstättengebäude noch und wird von der Zayatalbahn GmbH an einen örtlichen, metallverarbeitenden Betrieb vermietet, der es als Lagerraum nutzt.

Das Bahnhofsgebäude wurde im selben Stil wie jenes in Mistelbach Lokalbahn errichtet und ebenfalls später um den zweiten Trakt erweitert. Der östliche Trakt steht derzeit leer, der westliche ist von der Zayatalbahn GmbH an zwei Parteien zu Wohnzwecken vermietet.

Ebenfalls existent ist noch das Stellwerk 2, welches leer steht und im Obergeschoss eine Wohnung, allerdings etwas sanierungsbedürftig, beherbergt.

Die umfangreichen Gleisanlagen sind noch fast vollständig erhalten, allerdings wurde ein Gleis über die B40 abgerissen, ebenso wie die ehemalige Doppelkreuzungsweiche Richtung Poysdorf.

Es ist seitens der Zayatalbahn GmbH geplant, das Areal großteils vom in den letzten Jahren aufgekommenen Aufwuchs zu entfernen und weitgehend – wie zu ÖBB-Zeiten – für Wagenabstellzwecke zu nutzen.

Hohenau

Nach mehr als 6 Kilometern Fahrt durch die Weiten der Hohenauer Ebene wird nach Passieren eines Einschnittes mit Linksbogen die Übergabestelle ins ÖBB-Netz und in weiterer Folge die Nordbahn und der Bahnhof Hohenau erreicht.

Aufgrund der Tatsache, dass die Nordbahn zur Bauzeit der Lokalbahn von der Kaiser Ferdinand-Nordbahn und die Lokalbahn von den NÖ Landesbahnen betrieben wurde, wurde auch ein eigener Bahnhof samt Gebäude im Landesbahnstil, vergleichbar mit Mistelbach und Dobermannsdorf, errichtet. Dieser blieb jedoch unverputzt, was bis heute immer noch so der Fall ist. Für die Reisenden wurde das Gebäude allerdings ab der Übernahme der Strecke durch die Österreichischen Bundesbahnen in den frühen 1920er-Jahren (damals noch als BBÖ) nicht mehr genutzt, allerdings befinden sich darin bis heute Diensträumlichkeiten der ÖBB, in erster Linie jene des Teilbereiches ÖBB Produktion, ehemals Zugförderung.

Hohenau war immer schon Grenzbahnhof. Einst gegen das Kronland Mähren, später gegen die Tschechoslowakei und heute gegen Tschechien, was die umfangreichen Gleisanlagen erklärt. Die Nordbahn wurde 1977 elektrifiziert und wird heute unter anderem von durchgehenden, teils stündlich verkehrenden RailJet-Zügen von Graz bis Prag befahren.

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